Spiegelzeltblog 2013

3. Mai 2013


FLASCHENLIEDGUT


Einen schöneren Auftakt hätte sich das Spiegelzelt kaum wünschen können. Das Zelt fast vollständig gefüllt, Stimmung und Klima bestens, und schon vor Programmbeginn war die neu eingeführte Köstritzer Bratwurst mit Schokoladensauerkraut und Heichelheimer Kartoffelpuffern der Renner. Die Eröffnungsreden diesmal im Trio: Gerlinde Sommer, stellvertretende Chefredakteurin der TLZ und Vertretung der Zeitungsgruppe Thüringen schwäbelte freundlich: "Wer hätte das gedacht bei den vielen Freunden und Nichtfreunden", und freute sich mit Martin Kranz, dass das Zelt auch beim großen Fußballspiel am 25. Mai trotzdem ausverkauft ist. Kranz erwähnte noch einmal, dass von den insgesamt 1900 Künstlern in zehn Jahren Spiegelzelt Keiner abgesagt hatte. "Das muss am Bier liegen", kommentierte der Köstritzer Brauereichef Andreas Reimers trocken, und hatte die Lacher auf seiner Seite. Reimers verwies auch auf die seit 1543 bestehende Firmentradition und merkte an, dass es da perspektivisch in der Spiegelzeltgeschichte noch Luft nach oben gäbe.


Mit dem "GlasBlasSing Quintett" aus Berlin war eine der originellsten Stimmungsbands Deutschlands am Zeltstart, und ich erinnere mich nicht, dass an einem Eröffnungsabend der Begeisterungsfunke so schnell übersprang. Das liegt vor allem an dem unverwechselbaren Konzept der Vollblutmusiker. Pop- und Klassikstandards werden mit Flaschen instrumentiert, dazu gibt es Klänge auf der Ukulele und verschiedenen Perkussionsinstrumenten. Das Flaschengut dominiert aber, und in unterschiedlichsten Varianten betätigt: da wird geblasen, geploppt, getrommelt und geschüttelt dass es eine wahre Lust ist, die dem Quintett auch nach zehnjährigem Bestehen noch anzusehen ist. Texte von den Fantastischen Vier, den Comedian Harmonists und Herbert Grönemeyer werden humorvoll auf die Flaschenwelt umgedeutet, und aus dem italienischen Schmachtfetzen "Ti amo" entsteht eine Hymne auf die "Ziehhar-Monika".


Andreas Lubert, Frank Wegner, Jan Lubert, Jens Tangermann und David Möhring sind aber offensichtlich auch große Elvis-Fans, denn mehrfach werden seine Hits genüsslich veralbert. Neben dem mitreißendem Spaß gibt es auch viele virtuose Momente: beim Flaschenploppen zu Mozart, dem temporeichen "Ungarischen Tanz", dem Spiel mit den "Kronkorkenkastagnetten" und dem abschließenden "Hit the road" mit artistischem Flaschentausch. "GlasBlasSing" bot ein Best of vergangener Programme, stimmte aber mit dem Song "Du kannst es nicht" überzeugend auf das neue Projekt "Männer, Flaschen, Sensationen", welches im Herbst bei den Berliner " Wühlmäusen" Premiere feiert, ein.


Trotz hauptstädtischen Charme vergaßen die Jungs ihre Harzer Herkunft nicht, und zeigten dem Publikum mit "dialektischen" Schautafeln, dass es einen großen Sprachunterschied zwischen den Sachsen und den Brocken-Anliegern gibt. Zwei Tierlieder, welche die Hauskatze Radeln und Fliegen ließen vervollkommneten den mitreißenden Eröffnungsabend, der mit vier Zugaben und einem großen Biergeschenk von Andreas Reimers bejubelt beendet wurde.




FAZIT


Allerfeinste Lungen- und Handarbeit mit ebenso leichtem wie intelligenten Humor.



SPRÜCHE DES ABENDS


"Zehn Jahre haben wir gewartet, dass mal ein Konzert zu uns passt". Andreas Reimers, Köstritzer Schwarzbierbrauerei


"Wir haben den ersten Mai auch zu unserem Kampf- und Arbeitstag gemacht". Martin Kranz zu letzten Zeltaufbauten



SPLITTER


Es lohnt sich schon, dass es in den zehn Zeltjahren keinen personellen Wechsel im neunköpfigen Stammteam gab. Anders wäre die Meisterleistung, das verspätet angekommene große Spiegelzelt in der neuen Rekordzeit von nur fünf Tagen aufzubauen, sicher nicht zu meistern gewesen.


Kristjan Schmitt, der technischer Leiter, erwies sich wieder einmal als freundlicher Fels in der Brandung. Zumal er diesmal vor der besonderen Herausforderung stand, das Innenleben noch einmal neu zu planen, da die aktuelle Version des gastlichen Stoffraumes noch etwas andere Anordnungen bot als im Vorjahr. Und der Wettergott hatte mit dem freitäglichen Dauerregen auch einen Nutzen: Kristjan wusste dadurch, an welchen Stellen er das Zelt abdichten musste...




Matthias HUTH

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